Postmigrantische
Perspektiven im Theater

Sichtbarkeit, Streit und Schönheit
Der Begriff postmigrantisches Theater bezieht sich auf Künstler*innen und Produzent*innen, die nicht länger hinnehmen wollen, dass sie von Theaterhäusern, Fördertöpfen und Schauspielschulen weitgehend ausgeschlossen bleiben, weil sie nicht ins Selbstbild der sogenannten weißen, deutschen Mehrheitsgesellschaft passen, das auf den meisten Bühnen vorherrscht. Von der Provokation zum Publikumserfolg, von der aufregenden Sammelbewegung zum einengenden Label – wie stehen Theatermacher*innen und Häuser in NRW zur Frage der Diversifizierung durch Begegnung, Auseinandersetzung und Einbindung? Oder ist die Öffnung der Theater- und Performancelandschaft schon längst Realität?
Die Zukunftsakademie NRW hat über ein Jahr hinweg mit einer Vielzahl von Theater- und Performancekünstler*innen gearbeitet, die zwischen Eigen- und Fremdbezeichnungen wie interkulturell, transkulturell, postmigrantisch, people of color, Hintergrund, Herkunft etc. einen Raum für ihre Arbeit zu öffnen suchen. Wir haben Diskriminierungserfahrungen und Ausschlussmechanismen ebenso diskutiert wie ästhetische Konzepte und berufliche Strategien. Die Zukunftsakademie NRW möchte dazu beitragen, diese Akteur*innen und ihre Arbeit sichtbarer zu machen, gemeinsam mit ihnen bundesweite und internationale Diskurse zu präsentieren.
Aus der Arbeit mit dem Netzwerk postmigrantische Perspektiven im Theater NRW haben wir Themenkomplexe herausgearbeitet, zu denen wir im Jahr 2016 Weiterbildungsangebote, öffentliche Veranstaltungen und Workshops anbieten werden:
Wie werden "people of color" oder Migrant*innen eigentlich in Theaterproduktionen dargestellt und von wem? Was ist das Problem mit gutgemeinter Fremdrepräsentation in den Texten 'großer' Autor*innen? Wie kann die inhaltliche und personale Zusammenarbeit zwischen postmigrantischen Künstler*innen und interessierten Häusern moderiert werden? Wie wir werden diese Themen in der Kulturelle Bildung und Nachwuchsförderung verhandelt und aufgegriffen? Wie können freie Akteur*innen beratend auf die Inhalte und Perspektiven von Kulturpolitik einwirken? Wie sehen alternative Modelle für die Institutionsgestaltung aus?